Gender, Körper, Macht & Diskurse

Diese Arbeit untersucht die Wechseljahre als exemplarischen Zugangspunkt zur Analyse des Zusammenspiels von Gender, Körper, Macht und Diskursen. Ausgangspunkt ist die Annahme, dass Körper nicht nur biologische, sondern zutiefst soziale und politische Entitäten sind, die von normativen Erwartungen, kulturellen Zuschreibungen und strukturellen Machtverhältnissen geprägt werden. Basierend auf einer feministischen Embodiment-Perspektive sowie machttheoretischen Konzepten nach Foucault, Butler und Bourdieu wird analysiert, wie gesellschaftliche Normen und Diskurse Körperbilder und -erfahrungen formen, reproduzieren und regulieren. 

Im Fokus steht dabei die Frage, wie geschlechtsspezifische Ungleichheiten, oft subtil und unsichtbar, in Strukturen, Sprache und alltäglichen Praktiken verankert sind. Die Wechseljahre werden nicht als rein medizinisches Ereignis betrachtet, sondern als kulturell gerahmte Lebensphase, in der sich Wissenslücken, defizitorientierte Narrative und mangelnde öffentliche Sichtbarkeit bündeln. Etwa 77 % der Betroffenen können zu Beginn ihre Beschwerden nicht einordnen; fehlendes präventives Wissen, geringe gesellschaftliche Repräsentation und die Reduktion auf hormonelle Aspekte verstärken Unsicherheit und Entfremdung vom eigenen Körper.

Methodisch kombiniert die Arbeit theoretische Analyse mit systemischem Denken (System Thinking), um die relevanten Akteure, Strukturen und Dynamiken sichtbar zu machen. Durch die Modellierung eines „Ist-Systems“ werden zentrale Variablen identifiziert, die das Erleben der Wechseljahre beeinflussen, sowohl auf individueller (internal system) als auch gesellschaftlicher Ebene (external system). Darauf aufbauend werden System Stories formuliert, die problemverstärkende Mechanismen aufzeigen, und Hebelpunkte bestimmt, an denen Interventionen wirksam ansetzen können.

Als Interventionsvorschlag wird ein analoges Kartenset entwickelt, das Wissen, Körperbewusstsein und Reflexionsimpulse niedrigschwellig in den Alltag bringt. Ziel ist es, nicht nur Aufklärung zu leisten, sondern einen Kulturwandel im Umgang mit Menopause und Älterwerden anzustoßen, weg von Defizit- und Pathologisierungsnarrativen, hin zu Selbstwirksamkeit, positiver Selbstwahrnehmung und gesellschaftlicher Anerkennung dieser Lebensphase.