Urban circular society eine Transformation aus Systemperspektive
Das Leben und darauf basierende Systeme sind durch Kreisläufe definiert. Teilweise erscheinen sie uns als Wellen oder Mäander- Linien dagegen sind in der Natur kaum zu finden. Der Mensch jedoch scheint eine Linearität anzustreben. Man findet sie überall im Anthropozän: Der Architektur, Mathematik und vor allem auch der Denkweise.
Auch unser Wirtschaftssystem ist linear gestaltet. Die bisher vorherrschende Produktions- und Konsumlogik des Take, Make, Waste – auch als Wegwerfgesellschaft umschrieben – kommt zunehmend an die planetaren Belastungsgrenzen. Daher wurde das Konzept einer Circular Economy (CE) aus der Wirtschafts- und Sozialwissenschaft entwickelt. Sie umschreibt das Wirtschaften in Ressourcenkreisläufen. Diese möchte ein übergeordnetes Narrativ anbieten, das als Antwort auf eine neue Dynamik die Wirtschafts- und Umweltpolitik verbinden kann und somit wesentlich dazu beitragen könnte, die planetaren Grenzen zu respektieren. Auf Basis der sich aktuell weltweit entwickelnden CE muss jedoch auch die Zivilgesellschaft als tragende Säule in der Umsetzung und Anwendung zirkulärer Prinzipien mitgedacht werden. Denn ohne die Beachtung planetarer Grenzen gibt es keine funktionierende Gesellschaft, ohne Gesellschaft gibt es keine Wirtschaft.
Sollen Prozesse eines komplexen Systems und deren Effekte nachhaltig verändert werden, kann eine Systemperspektive auf gesellschaftliche, ökologische und ökonomische Prozesse blickend, eine Sicht auf die Systembestandteile, die Einflussvariablen, Hürden und Treiber ermöglichen. Das Zusammenspiel der drei Bereiche und eine Zielausrichtung auf gewisse zirkuläre Prinzipien kann unter dem Begriff Circular Society (CS) zusammengefasst werden. Es meint, dass Zirkularität zu einem wesentlichen Leit-, Strukturierungs- und Handlungsprinzip in zahlreichen Gesellschaftsbereichen werden sollte. Doch die Transformation hin zu einer kreislauffähigen Gesellschaft, einer CS, ist noch ganz am Anfang. Der Status Quo in Deutschland soll durch diese Arbeit miterfasst werden.
Aktuell finden die Debatten und Aktionen (fast) rein aus wirtschaftlicher Sicht statt. Auch die CE muss sich der Kritik überwiegend technischer Innovationsorientierung stellen. Damit einher geht eine weitgehend „gesellschaftspolitische Kontinuität“. Eine Adaption in der Gesellschaft steht als nächster Schritt an. Vor allem urbane Räume sind an dieser Stelle gefragt, da aktuell 75% der Menschen in Europa in Städten leben - Tendenz auf allen Kontinenten steigend.
Weltweit nehmen Städte etwa 1 % der Landfläche ein und beherbergen etwa 55 % der Weltbevölkerung. Städte sind dementsprechend Ballungszentren von Ressourcenverbrauch und Abfallaufkommen, aber auch ein gesellschaftlicher Innovationsraum. Städte beheimaten viele und eine hohe Dichte von (produzierenden) Unternehmen und konsumierenden Bürger*innen. Diese alle erzeugen Material- und Ressourcenströme mit Kreislaufpotenzial. Städte weisen auch durch die Infrastruktur, Versorgungseinrichtungen und den Dienstleistungssektor großes Kreislaufpotenzial auf.
So stellt sich die Frage nach Transformationspfaden für urbane Räume und Städte, einer zirkulären Gesellschaft gerecht zu werden und sie vor allem auch fördern zu können. Dabei sollten nicht nur notwendige Veränderungen in Herstellungs- und Entsorgungsmustern betrachtet werden, sondern auch die Prinzipien einer CS begründet werden- und somit eine neue Form des Denkens und Handelns. Somit ergibt sich die Forschungsfrage dieser Arbeit, welche aus Systemperspektive nach dem „Warum“ auf die Suche geht.